Trittenheimer Weine im Angebot

Für Weinliebhaber und Neugierige bietet das Landesbibliothekszentrum eine besondere Spezialität: Aus der Sammlung Manfred Rauscher wurden historische Weinkarten der Zeit zwischen 1856 und 1966 digitalisiert und online gestellt. Das - leider nur trockene - Durchblättern läßt auch den Trittenheimer-Wein-Fan zu interessanten Beobachtungen kommen. Einige  Beispiele seien hier vorgestellt.

Von der Jahrhundertwende 1900 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges

Um 1906/07 erscheint die Weinkarte der "Haupt-Bahnhof Restauration und Weinhandlung" Conrad Jaeger (Hamburg). Sie bietet unter 35 Moselweinen unter der No. 7 einen 1904er Trittenheimer (ohne nähere Lagenbezeichnung) zum Preis von 3 Mark für ein 1/1-Flasche und zu 1,50 Mark für eine 1/2-Flasche an.

Schlägt man die Weinkarte des "Ratskeller zu Dresden" aus dem Jahr 1909/10 auf, erfährt die Lesende, dass "nur Weine der Dresdner Ratskellereiverwaltung zum Ausschank" kommen und die "Flaschen [...] am Tisch des Gastes geöffnet werden [sollen], damit der Gast sich von dem unverletzten Verschluß der Flaschen überzeugen kann". Unter Nr. 106 findet sich ein 1907er Trittenheimer offeriert, zu haben zum Preis von 1,50 Mark bzw. 0,75 Mark für eine halbe Flasche.

Im Nachbarland Luxemburg finden sich in verschiedenen Tagezeitungen immer wieder Anzeigen, die auch Trittenheimer Weine offerieren: das Cigarren- und Likörhaus "Janda" in Esch an der Alzette (Markplatz) "empfiehlt für das Neujahrsfest nachstehende Ausnahmepreise: ... Moselweine in Flaschen ... Trittenheimer Perig [Frk] 2,75 ..." (so im Escher Tageblatt vom 27.12.1913, S. 5). "Für die Weihnachts-Feiertage offeriert die Bahnhof-Restauration-Luxemburg die bis jetzt auf Flaschen gezogenen 1911ter Creszenzen zu nachstehenden Preisen ... Trittenheimer Olk, Cresz. J. Scholtes 2.50 [Fr]" und "Trittenheimer Laurentiusberg, Cresz. G. Scholtes 3.00 [Fr] ... Die meisten Creszens-Weine kommen von der Versteigerung in Trier. ..." (so zu lesen im Luxemburger Wort vom 23.12.1913, S. 6).

 

Weinkarten aus der Weimarer Zeit

Das "Kaffeehaus Imperator" von Peter Stüber in Berlin bietet Anfang der 1920er Jahre unter den "Mosel- und Saarweine[n]" einen "1921er Trittenheimer Laurentiusberg, Wachstum Peter Dietrich" zum Preis von 10 Mark an.

Die Weinkarte des Jahres 1924 des "Rathauskeller Stuttgart" bietet unter Nr. 94 einen "1921er Trittenheimer Fußwingert" aus dem "Wachstum Bernh[ard] Clüserath, Sohn" an; der bestellende Gast durfte dafür 6,50 Goldmark für eine 1/1 Flasche bereitlegen (einschließlich Steuer und Bedienung). Als Nr. 99 wird eine "1921er Trittenheimer Sonnteil - Wachstum Joh. Clüserath, Lorenz [sic]" angeboten; für 10 Goldmark konnte eine Falsche erworben werden.

Die Düsseldorfer "Rheinterrasse" (Inhaber Aloys Mainz) bietet in ihrer Karte von 1926 unter Nr. 145 einen 1923 Trittenheimer Neuberg an. Der Wein wird charakterisiert als "mild und zart". Der Grundpreis der Flasche beträgt 4,50 Mark - aufgeschlagen wird die Städtische Getränkesteuer in Höhe von 5%, so dass die Flasche letztendlich 4,70 Mark kostet. Als Lieferant wird die Trierer Weinhandlung Johannes Förster (Trier, Gilberstraße) benannt. Unter der Nr. 176 findet sich ein Trittenheimer Laurentiusberg: "vollmundig, elegant, blumig". Sein Lieferant ist die Zeltinger Weinhandlung Gebrüder Bach (Preis ohne Aufschlag: 6,50 Mark). Die gleiche Weinhandlung lieferte auch einen 1923er Trittenheimer Neuberg ("gehaltvoll, stahlig, blumig"), den die "Rheinterrasse" zum Preis von 7,35 Mark abgab. Schließlich erscheint ein weiterer 1923er Wein (Nr. 202), eine Originalabfüllung des Bischöflichen Priester-Seminars in Trier, auch dieser geliefert durch die Weinhandlung Johann Förster in Trier. Der als "stahlig und bukettreich" offerierte Wein stammt aus der Weinlage "Trittenheimer Fux".

Im Berliner "Restaurant Pschorr-Haus" (Berlin-Mitte, Friedrich-Straße 165, Ecke Behrenstrasse) liegt um 1922 eine Weinkarte aus, in der der Weintrinker unter Nr. 56 einen 1920er "Trittenheimer Laurentiusberg Wachstum Peter Eifel" zu 4 Mark je Flasche (dazu kommt ein Zuschlag von 1,16 Mark Steuer) ordern kann; die Preise sind handschriftlich eingetragen.

Die 1930er und 1940er Jahre

Vom Anfang der 1930er Jahre datiert eine Weinkarte des "Ratskeller zu Bremen". Im Sinne der zeitgenössischen Ideologie bringt der Ratskeller seinerzeit nur deutsche Weine zum Ausschank. Unter Nr. 308 wird ein "Trittenheimer Falkenberg" von 1931 angeboten (1,75 Reichsmark für die 1/1 Flasche, 0,90 Reichsmark für die halbe Flasche), und unter Nr. 346 erhält der Weintrinker zu 4,50 Reichsmark eine 1929er "Trittenheimer Pöriger Kupp", eine Originalabfüllung des Bischöflichen Priesterseminars.

Die "Alttrierer Ratsherrnschenke zur Steipe im Roten Haus zu Trier" läßt um 1935 eine Weinkarte drucken, die unter den Weinen des Jahrgangs 1931 auch einen "Trittenheimer Sonnenberg Wachstum Staatl. Friedr. Wilhelms-Gymnasium, Trier" zu 2,00 Reichsmark (zuzüglich Getränkesteuer) aufführt.

Die Weinkarte des Berliner "Hotel Bristol" vom Ende der 1930er Jahre hält gleich zwei Trittenheimer Tropfen bereit. Als Nr. 3 wird aus dem Jahrgang 1938 ein "Trittenheimer Vogelsang Wachstum Bernhard Bollig - fruchtig, kräftig" angeboten (4 Reichsmark für die 1/1 Flasche). Nr. 6 ist eine 1938er "Trittenheimer Apotheke - Wachstum H. Clüsserath - fruchtig, blumig" zu 4,50 Reichsmark (der Weintrinker zahlte dazu noch 10% Bedienungszuschlag und 10% Getränkesteuer).

Nach dem Zweiten Weltkrieg

In Adenau ist das Hotel-Restaurant "Zum wilden Schwein" zuhause. Die Getränke- und Speise-Karte von 1950/51 wurde noch maschinenschriftlich abgefasst. Nr. 14 wird eine "49er Trittenheimer Sonnteil Wachstum Geschw. Hermes" zu 4,80 DM angeboten.

Weinlagen topographisch zugeordnet

Die meisten Beispiele Trittenheimer Weine auf Weinkarten vor der Weingesetznovellierung der 70er Jahre tragen noch Weinlagenbeziechnungen, die engstens an die Flurbezeichnungen angelehnt sind. Wo finde ich also was auf Trittenheimer Territorium? Ein Blick in eine alte Weinlagekarten wie etwa die "Saar- und Mosel-Weinbau-Karte für den Regierungsbezirk Trier" von 1906 oder die "Weinbau-Karte von den Gebieten der Mosel und Saar" aus der Feder von Friedrich Wilhelm Koch und Heinrich Stephanus hilft da weiter.

Doch nicht alle Weinbezeichnungen der Weinkarten lassen sich so ohne weiteres auch auf den Karten wiederfiinden.

  • der "Trittenheimer Fux" könnte eine Umformung aus dem "Fußwingert" sein
  • der "Trittenheimer Vogelsang" ist eine topographische Lage auf der rechten Moselseite, die schon 1659 urkundlich als Weingarten bezeugt ist
  • mit dem "Trittenheimer Sonnenberg" "Sonnteil" ist natürlich die Lage "In den Sonnteilen" gemeint
  • und die "Trittenheimer Pöriger Kupp" hat ihren Namen vom Distrikt "In der Perrig" oder "Perigerkopf"

Der Lagenamen "Trittenheimer Apotheke" taucht in den Karten noch nicht auf, nicht verwunderlich, da dieser Name sich erst in den 30er Jahren etabliert, auch wenn er heute zum Bekanntheitsgrad Trittenheimer Weine schlechthin beigetragen hat.

Weitere Chronik Einträge